Aufbau eines Rallye-Autos
29.11.2004 / 30.1.2023
Ein Rallye-Auto, egal ob Gruppe N, A, R
oder "Rallye", stammt nicht aus dem Schaufenster eines Händlers. Vielmehr wird beim Hersteller eine möglichst leichte Rohkarrosserie (= der unlackierte Rumpf des Autos ohne Fenster, Innenausstattung, Elektrik und Mechanik) erstanden. Diese Rohkarrosserie wird von Spezialisten in etwa 100-200 Arbeitsstunden an kritischen Stellen verstärkt (nachgeschweisst) und eine "Zelle" (= umfangreicher Überrollkäfig) eingeschweisst.
Bei praktisch allen neueren Rallyeautos werden diese Arbeiten bei
den Sportabteilungen im Werk des Herstellers gemacht und man kauft gleich eine
fertig päparierte, lackierte Rohkarosserie mit eingeschweisster Zelle. Bei Gruppe A und N Autos legen
hie und da auch Privatiers und Tuner selber Hand an.
Die Rohkarrosserie wird lackiert und danach Fenster, der präparierte Motor, das Fahrwerk, Elektrik und Innenausstattung Stück um Stück von Hand eingebaut. Ein so neu aufgebautes Rallye-Auto kommt in der "Gruppe N-Version" gut und gerne auf den doppelten Katalogpreis, in der "Gruppe A-Version" (mit vielen teuren Spezialteilen) auf den drei- bis fünffachen Betrag des Serienproduktes.
Die optimale Motorenpräparation für Gruppe N-Autos (inklusive Gruppe R1
ode Rallye5) umfasst eine komplette Demontage des Triebwerkes, wobei die Serienteile innerhalb der vom Hersteller angegebenen Toleranzen nachbearbeitet (erleichtert, feingewuchtet, poliert etc.) werden. Zudem wird das elektronische Motorenmanagement vom serienmässigen Kompromiss aus Benzinverbrauch, Alltagstauglichkeit und Drehmoment/Leistung auf maximale Leistungs/Drehmomentsabgabe umprogrammiert. Obwohl der Motor eigentlich noch "serienmässig" ist, kann so bei Saug-Motoren eine Leistungssteigerung von 15-25% erreicht werden, bei Turbo-Motoren liegt das Potential noch höher.
In der Gruppe A und R (R2 bis R5 respektive Rallye4 bis Rallye2) kommen natürlich etliche Spezialteile dazu, die im Homologationsblatt aufgeführt sind und bei der Sportabteilung des Herstellers bestellt werden können. WRC
werden nur werkseitig entwickelt, der Unterhalt wird ebenso im Werk oder bei
hoch spezialisierten Tunern gemacht.
Für die "Ausstattung" - Rennsitze, Gurten, Feuerlöscher u.v.m. - gibt es gute
Anbieter in der Schweiz mit viel Knowhow, z.Bsp.
racingfuel oder
freem.
Wichtig: Der Aufbau eines Rallyeautos ist durch die FIA respektive durch deren Vertreter in der Schweiz (Auto
Sport Schweiz) genausten reglementiert. Diese Reglemente umfassen alle sicherheitsrelevanten Punkte und technischen Modifikationsfreiheiten. Wesentlich ist auch das FIA Homolagtionsblatt zum entsprechden Fahrzeug, welches alle erlaubten Dimensionen und Rennsport-Spezialteile aufführt. Das um 100 Seiten dicke Homologationsblatt kann ebenfalls bei Auto
Sport Schweiz bezogen werden und muss bei jeder Wagenabnahme mitgeführt werden. Man kann also nicht einfach ein bisschen 'tunen' und dann an einem Rallye teilnehmen.
Da der Aufbau und Unterhalt eines Rallyeautos sehr viel Geld und Zeit benötigt, mieten viele Rallyepiloten ihre Boliden. Ob WRC oder ein kleineres Gruppe
R Auto - es gibt europaweit viele spezialisierte Rallye-Tuner, die ihre Autos inklusive technischer Unterstützung, Transport, Mechanikern und Unfallversicherung anbieten.
<< Rallye-Autos Schweizer Rallye-Meisterschaft (SRM) >>