Galli siegte im Citroën C2 S1600
8.5.2006 / 12.5.2006
Die Tessiner Antonio Galli / Giusva Pagani brillierten gleich bei ihrem ersten Auftritt im C2 S1600 mit einem Start-Ziel-Sieg. Nach dem Critérium Jurassien wollen sie nun alle restlichen SM-Läufe bestreiten - die Schweizer Rallyemeisterschaft gewinnt an Spannung!
Die TRT-Equipen konnten bei schwierigen, typisch jurassischen Wetterkapriolen nicht an der Spitze mitmischen: Marti/Marti belegten den 12. Platz, Zeier/Von Känel Rang 27 und Odermatt/Bailey schieden bei ihrem Debüt aus. David Finger mit TRT-Beifahrerin Andrea Spahni belegte den 31. Platz.
(ds - Fotos: swissrally.ch)
Die lokal wechselnden Wetterverhältnisse machten bereits die kurze Freitags-Etappe (3 Sonderprüfungen) zur Lotterie bei der Reifenwahl. Antonio Galli setzte im Gegensatz zu vielen anderen auf Intermediates und traf damit ins Schwarze. Mit dem Citroën C2 Super1600 markierte er auf allen 3 SP's Bestzeiten und schaffte sich ein frühes Polster von 36 Sekunden auf Devis Cremona im Mitsubishi Evo8. Knapp dahinter folgte Patrick Müller im Subaru WRC. Ivan Cominelli im Renault Clio Williams lag schon fast anderthalb Minuten zurück und musste sich gegen den Lokalmatador Jean-Marc Salomon im Opel Astra wehren.
Der im Vorfeld genannte Mitfavorit Nicolas Althaus war erst gar nicht am Start. Offiziell gab er an, der Mitsubishi sei nicht rechtzeitig bereit gewesen, hinter vorgehaltener Hand wurde aber über andere Gründe spekuliert.
Am Samstagmorgen versuchten Cremona und Müller erfolglos, den Rückstand auf Galli zu verkleinern. Müller musste seinen WRC-Subaru in der Mittagspause mit technischen Problemen stehen lassen (Riss im Auspuffkollektor) und Cremona hatte ab der 7. Sonderprüfung nur noch den 3. Gang zur Verfügung. Unglaublich, dass er den 2. Gesamtrang bis am Schluss halten konnte. Aber der Mitsubishi Evo 8 produzierte auch bei tiefen Touren genügend Drehmoment (und schaffte immerhin noch ein Spitze um 140km/h), um vordere Zeiten zu realisieren. "Angst hatte ich nur vor einem Kupplungsschaden aufgrund der grossen Belastungen bei den Starts und dem Anfahren auf den Überführungen" meinte Devis Cremona im Ziel.
Antonio Galli musste am Samstag somit nichts mehr riskieren, er drosselte sein Tempo. Der beim Tessiner Preparateur Della Casa gemietete und auf diesjährigem Entwicklungsstand aufgebaute C2 S1600 machte keinerlei Faxen. Galli im Ziel: "Bei einem guten Resultat hatten wir uns vorgenommen, die restlichen Läufe zur Schweizer Meisterschaft mit dem C2 in Angriff zu nehmen. Der Sieg am 'Crité' ist ein perfekter Einstieg dafür." Stimmt.
Um die Plätze 3, 4 und 5 wurde mit 'altem Material' um jede Sekunde gekämpft. Salomon im Opel Astra, Cominelli im Renault Clio Williams und Florian Gonon im 18-jährigen (!) Opel Kadett Gr. ISA attackierten, was das Zeug hielt. Vor der letzten Prüfung, der Super-SP von Saignelégier, trennte die drei nur eine einzige Sekunde. Ivan Cominelli, dessen Clio-Motor während des Rallyes nicht immer die volle Leistung abgab, setzte sich schlussendlich mit einer Bestzeit durch und machte das Podest zu einer reinen Tessiner Angelegenheit.
Im Peugeot-Cup entbrannte früh ein harter Zweikampf um die Spitze. Nachdem der knapp vorne liegende Philippe Noirat aufgrund eines Elektronikproblems in der vorletzten SP über eine Minute verlor, setzte sich Cédric Baiker wie schon am Pays du Gier durch (6. Gesamtplatz). Piero Marchesi wurde hinter Noirat unbedrängter Cup-Dritter.
In der Gruppe N bis 2-Liter überholten die Brüder Tavernay im Clio-internen Duell auf der letzten Sonderprüfung mit einer drittbesten Scratch-Zeit noch Steve und Jessica Deiss, die auf der zweitletzten SP sogar eine Gesamt-Bestzeit markiert hatten.
Die Equipen des Teams Rallye-Top
Chris und Stephanie Marti im Mitsubishi Evo 6 hatten im Ziel gemischte Gefühle. Einerseits gut gefahren und keine Probleme mit von Gassner-Motorsport gewarteten Auto, andererseits war der 12. Gesamt-Rang weniger als erhofft. Chris Marti: "Wie am 'Pays du Gier' haben wir beim Reifenpoker am Samstag kein Glück gehabt." Und genauso wichtig ist sicher, dass das Ehepaar Marti zum ersten Mal im Jura am Start war. Gerade bei schwierigen Wetterverhältnissen braucht es hier mehrjährige Streckenkenntnisse, um ganz sicher zu sein, wo attackiert werden kann und wo nicht.
Geri Zeier mit Copilot Roger Von Känel war zufrieden mit seiner fahrerischen Leistung. "Ein Platz unter den ersten 20 hätte ich mir schon erhofft" meinte Zeier als 27. im Ziel. Obwohl der Berner seinen Saab 900 T16 sichtlich nahe am Limit bewegte, blieb er auf den rutschigen Strassen gegen die Konkurrenz mit den kleineren und leichteren Fahrzeugen im Hintertreffen.
Die Debütanten Christoph Odermatt und Malcolm Bailey im ex-Pingitore Peugeot 106 GTI mussten schon am Freitagabend die Segel streichen. Die erste SP wurde ab Startnummer 32 neutralisiert und auf der 2. Prüfung, der über 30km langen Cornol-St.Ursanne-Les Enfers verloren sie viel viel Zeit. In einer engeren Rechtskurve, die etwas zu macht, rutschte der Peugeot quer weg und stand mit dem Wagenboden am Streckenbord auf. Odermatt zur Ursache: "Wir kamen einige hundert Meter zuvor auf die Wiese und hatten dadurch dreckige Reifen." Das völlig intakte Auto liess sich erst nach 45 Minuten unter Mithilfe der etwas weiter oben ausgefallenen Brüder Zufferey wieder auf die Strasse zurück hiefen. Nach dieser unfreiwilligen Pause erreichten die Zürcher die nächste Zeitkontrolle mit mehr als 20 Minuten Verspätung: Karenzzeit überschritten - Out. Aber das nächste Rallye kommt bestimmt.
Besser erging es Andrea Spahni bei ihrem Beifahrer-Debüt auf dem 'heissen Sitz' von David Finger im 106 GTI. Die ersten Erfahrungen mit den Tücken von Roadbook, Zeitkontrolle und Aufschrieb sind gesammelt. Am Samstagabend konnte sich die Luzernerin über ihre erste Zielankunft freuen und als 4. in der Klasse N2 ihren ersten Rallye-Pokal mit nach Hause nehmen.
> Schlussklassement